Weihnachtsmärkte sind in den letzten Jahren zu einem weiteren Thema geworden, über das man sich streiten kann. Für die einen sind sie eine touristische Attraktion, auf deren Grundlage man eine Reiseroute nicht nur durch Polen, sondern auch durch Europa erstellen kann. Für andere sind sie nur eine weitere Möglichkeit für die Stadtverwaltungen, uns zu unnötigen Ausgaben zu verleiten. Dazu zählen sie Gerichte, die in Buden ohne fließendes Wasser serviert werden und Preise wie in einem Michelin-Sterne-Restaurant haben, oder „lokale“ Souvenirs, die in China produziert werden.
Als Fan der Weihnachtsatmosphäre drücke ich jedoch bei den Mängeln, derer ich mir natürlich bewusst bin, ein Auge zu und freue mich jedes Jahr auf die nächste Eröffnung dieses Ereignisses. Dieses Jahr ist meine Begeisterung umso größer, da der Weihnachtsmarkt in meinem Danzig als der beste in Europa ausgezeichnet wurde. Man könnte also sagen, dass wir in der Welt der Weihnachtsmärkte das sind, was die Spanier im Fußball sind.
Die Veranstaltung beginnt am 22. November und endet am 23. Dezember, also direkt vor Heiligabend. Ihren besonderen Charme verdankt sie der Tatsache, dass sie im historischen Stadtzentrum stattfindet. Besonders abends schafft dies eine Atmosphäre, die mein elfisches Herz im Rhythmus der Berliner Love Parade schlagen lässt. Danzig ist ohnehin wunderschön, aber mit der festlichen Weihnachtsbeleuchtung wird es wie eine schöne Frau, die sich für einen wichtigen Ball besonders herausgeputzt hat.
Man muss den Stadtverantwortlichen zugestehen, dass sie sich bemühen, den Weihnachtsmarkt für Familien mit Kindern attraktiver zu gestalten. Diese können an zahlreichen Animationen sowie Gesangs- und Tanzwettbewerben teilnehmen. Die Veranstaltung wird außerdem von einer Vielzahl an Events begleitet, die oft einen wohltätigen Charakter haben.
Machen wir uns nichts vor – der Hauptgrund für den Besuch des Weihnachtsmarktes sind die Gastronomiestände. Aus meiner Sicht ist ein Jahr ohne Glühwein kein vollständiges Jahr. Menschen, die auf Alkohol verzichten, müssen sich keine Sorgen machen: Seit Jahren bieten die meisten Stände auch alkoholfreie Varianten dieses Getränks an. Der Preis liegt bei 18–20 Złoty pro Becher. Nach ein paar Glühwein rechne ich immer aus, wie viel ein Stand damit verdient. Das Ergebnis dieser Berechnungen motiviert mich jedes Jahr aufs Neue, meinen eigenen Stand mit etwas niedrigeren Preisen zu eröffnen, was mich zum reichsten Zwerg Polens machen würde. Doch die Kopfschmerzen am nächsten Tag lassen mich meine Pläne zur finanziellen Expansion schnell vergessen.
Kommen wir jedoch zurück zum Kulinarischen, das meiner Meinung nach das Wichtigste am Weihnachtsmarkt ist. Ich war noch nie in New York, aber ich kenne jemanden, der dort war, und er sagte mir, dass man in dieser Stadt Gerichte aus allen Teilen der Welt finden kann. In dieser Hinsicht muss sich der Weihnachtsmarkt in Danzig nicht verstecken. Die Auswahl ist riesig. Natürlich gibt es hier Klassiker wie Waffeln oder Pizza. Ich schätze jedoch mehr die Dinge, die im Alltag nicht so häufig zu finden sind. Eines davon ist ein Stand mit einem ganzen gebratenen Spanferkel, bei dem man sich beim Essen wie ein mittelalterlicher Ritter fühlt. Wenn ihr Veganer seid oder mit Freunden unterwegs, die kein Fleisch essen, solltet ihr diesen Stand lieber meiden.
Ein weiterer Punkt, der mein Herz erobert hat, ist die Bude, die Brötchen mit Meeresfrüchten und Austern serviert. Außerdem jage ich regelmäßig nach Langos. Leider hat eine positive Rezension auf dem Kanal eines bekannten YouTubers dazu geführt, dass die Schlangen an diesem Stand für einen Zwerg wie mich, dessen Geduld noch kleiner ist als seine Körpergröße, schlicht untragbar geworden sind.
Während des Events gibt es natürlich auch die weihnachtlichen Klassiker wie Bigos oder Pierogi. Doch ich stelle mir immer die Frage, ob es sich lohnt, Gerichte zu bestellen, die garantiert schlechter schmecken, als man sie von zu Hause kennt, aber so viel kosten, als wären sie aus Gold gemacht.
Der Danziger Weihnachtsmarkt ist meiner Meinung nach definitiv einen Besuch wert. Wenn ihr euren Besuch plant, denkt daran, eure weihnachtliche Gelassenheit mitzubringen. Mit ihr läuft alles besser, und ihr werdet weniger enttäuscht sein, falls euch ein gekauftes Gericht nicht schmeckt.
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